Trennungskultur? Was bedeutet das?
Eine Trennung und Scheidung ist eine Lebenskrise. Sie stellt eine außerordentliche Belastung für alle Beteiligten – insbesondere für die Kinder – dar.
Ich behaupte einfach mal, dass sich niemand einfach so leichtfertig trennt. Ich glaube, die meisten, die in dieser Situation sind, leiden schon lange und haben versucht, die Beziehung zu retten.
Eine Trennung und Scheidung ist schließlich keine Lösung sondern der letze Ausweg aus dem Schmerz. Wäre es nicht so, würden die Paare sicher zusammenbleiben.
Ist eine Trennung ausgesprochen, ändert sich oft vieles in sehr kurzer Zeit. Das, was eins mit viel Liebe begann, ist nun zu Ende und es riecht oft Mißtrauen, Haß, Wut und Unverständnis.
Die Betroffenen sind meistens am Ende ihrer Kräfte und wußten keine andere Lösung, als durch die Trennung zu gehen.
Leider wird die Trennung dann noch viel schlimmer erlebt. Es kann passieren, dass ein Rosenkrieg entsteht, bei dem es nur noch darum geht, den anderen fertig zu machen und möglichst als Gewinner aus der Krise hervorzugehen.
Diese Eskalation muss nicht sein. Doch leider sind es häufig die Randbedingungen, die den Konflikt eskalieren lassen und obwohl das Paar vielleicht sogar die Absicht hatte, sich friedlich zu trennen.
Wen betrifft es?
Es betrifft uns ALLE!
Das Paar selbst, die Kinder, die Eltern, die Familie, Freunde, Nachbarn, und Kollegen. Staat, Kirche, Rechtsanwälte, Ämter und alle Beteiligten sind aufgefordert, umzudenken.
Wir alle tragen dazu bei, eine Scheidung friedlich oder strittig zu gestalten.
Und deshalb brauchen alle Betroffenen Hilfe – von uns ALLEN – anstatt verurteilt zu werden.
Um was geht es?
Rechtliche Rahmenbedingungen
Obwohl wir in einem modernen Rechtsstaat leben, sind einige Gesetze schon lange nicht mehr zeitgemäß. Dazu gehört beispielsweise die gegenwärtige Rechtsprechung zur Vaterschaft. Vor dem Gesetz ist der Ehemann der Vater des Kindes, obwohl der biologische Vater die Vaterschaft bestätigt hat. Das kann ein großes Problem darstellen und ist nicht unbedingt zum Wohle des Kindes.
Ich stelle auch immer wieder fest, dass Gesetze nicht als Rahmen oder Empfehlung verstanden werden, sondern als „so muß es gemacht werden“. Das ist jedoch bei einer Scheidung nicht immer sinnvoll. Die Denkhaltung der meisten Menschen ist anders. Viele Menschen sind verunsichert und wissen nicht, wie sie sich verhalten können, ohne Nachteile zu erleiden.
Eine Rechtsberatung ist wichtig und oft auch notwendig. Es sollte aber nicht Anlass sein, den Konflikt erst auszulösen oder zu verschärfen.
Vermeintliche Helfer – Moralapostel, Giftspritzen und Brandstifter
Ein nicht zu unterschätzender Einfluß wird durch Personen aus dem nächsten Umfeld des betroffenen Paares ausgelöst. Aus unterschiedlichen Motiven heraus – meistens nur um Helfen zu wollen – wird der Konflikt noch angeheizt und Unsicherheit gesät.
Jeder hat sicherlich schon schlimme Geschichten über Trennungen und Scheidungen gehört. Aus diesen werden – oft nur vom Hörensagen – Tipps und Handlungsempfehlungen abgeleitet.
„Lass dir von dem nichts gefallen“ oder „Pass auf, dass sie dir die Kinder nicht wegnimmt“ sind Sätze, die das letzte Fünkchen Vertrauen in der ohnehin schon belasteten Beziehung kaputtmachen können.
Manche wenden sich ab, manche wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Andere lästern auf Teufel komm raus und wettern über die böse Ehefrau oder den bösen Ehemann.
Das ist nicht hilfreich. Gefragt sind Zuhörer, Unterstützer, Helfer, die für das Paar gemeinsam da sind. Die Betroffenen benötigen Unterstützung.
Die Mediation als Konfliktlösungsmethode einsetzen
Die Mediation als Verfahren der außergerichtlichen Streitbeilegung ist immer noch zu wenig bekannt. Eine Mediation ist das Schlichtungs-Verfahren, bei dem die Konfliktlösungen einvernehmlich durch das Paar gefunden werden. Da in Deutschland eine Scheidung immer nur einen Anwalt durchgeführt werden muss und ein Anwalt nur EINEN Partner vertreten darf, wird die Mediation des Paares oft ausgelassen.
Dabei ist die Mediation das einzige Verfahren, bei dem das Paar vom Mediator gemeinsam begleitet wird und die Lösungen einvernehmlich gefunden werden und das folgende Merkmale besitzt:
+ eigenverantworlich
+ diskret
+ überparteilich
+ unparteilich / neutral / unabhängig
+ ergebnisoffen
+ Informiertheit aller
+ freiwillig
Veraltete Glaubenssätze
Es gibt viele Glaubenssätze, die sich über Generationen erhalten, obwohl es längst nicht mehr sein muss, so zu denken.
Was meine ich damit?
Sätze wie „Das dauert lange“ und „Die Zeit heilt alle Wunden“ sind nicht mehr treffend. Es gibt heute Methoden, die beispielsweise Trennungsschmerz in wenigen Tagen auflösen können.
Weitere negative Glaubenssätze über Beziehungen sind:
– Keine Beziehung hält ewig
– Strafe muss sein
– Die Ehe ist ein Kampf
– Männer (Frauen) betrügen dich sowieso irgendwann
– Bei der Scheidung ist das Haus gleich mit weg
– Man trennt sich nicht
Gemeinsam.
Warum sollen nicht Familien zusammenhalten“, selbst wenn sich die Eltern getrennt haben. Manche Menschen halten geradezu für ihre Pflicht, sich vom Schwiegersohn oder der Schwiegertochter zu distanzieren. Hier können gesellschaftliche Normen oder eigene Werte die Ursache sein. Hilfreich ist es nicht. Insbesondere die Kinder geraten so immer wieder zwischen die Fronten und müssen sich zwischen zwei Seiten entscheiden. Sie werden geradezu dahin gedrängt, sich immer anpassen zu müssen.
Was braucht ein Paar und Familie in einer Trennung?
Verständnis. Zuhörer. Und sicherlich auch Tipps, aber so, dass sie beiden helfen. Das ist nicht einfach, aber es ist möglich.
Ein Konflikt entsteht nicht von allein. Er wird meistens angetrieben und eskaliert immer weiter. Das muss unbedingt vermieden werden.
Besser Kommunizieren
Meistens war die Kommunikation schon zum Ende der Beziehung nicht mehr okay. Häufig ist es der Grund, weshalb die Beziehung dann beendet wird. „Wir haben nur noch gestritten“ oder „wir hatten uns nichts mehr zu sagen“ sind die beiden häufigsten Begründungen.
Dabei ist es gerade in der Trennung besonders wichtig, miteinander zu reden und Lösungen zu finden.
Oft ist es schwierig ohne Unterstützung. Deshalb sollten wir alle lernen, anders zu kommunizieren und uns besser verstehen oder auch es als Normal zu empfinden, in diesem Kontext Hilfe von außen anzunehmen.